AG Krokodile
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Jahrestagung 2019

29. bis 30. Juni 2019

Alexander Meurer und Klaus Berlig


Zoo Wuppertal


Der Vorsitzende der DGHT AG Krokodile, Alexander Meurer, eröffnete die mittlerweile 23. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft im   Grünen Zoo Wuppertal , der mit seiner 24 Hektar großen Parkanlage und seinen alten Baumbeständen in Hanglage zweifellos eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt darstellt.

Einigen organistorischen Hinweisen zum geplanten Tagungsablauf folgte einmal mehr der dringende Appell an alle Halter von China-Alligatoren, ihre Tiere in unser Zuchtbuch eintragen zu lassen
( Bestandsmeldungen bitte unter : Alligator-sinensis@mail.de  )  .

Meurer verwies dann auf die britischen Privatleute Elaine und Kane ADAMS , die sich in Hampshire im Rahmen ihres Projektes   CAKES alligators   um Haltung und Nachzucht von Alligator sinensis bemühen.
Ferner konnte er erfreulicherweise berichten, dass in dem von Shaun Foggett betriebenen privaten Krokodilzoo   Crocodiles of the world   im britischen Oxfordshire 13 Jungtiere der hochgradig vom Aussterben bedrohten Sunda-Gaviale ( Tomistoma schlegelii ) geschlüpft waren.

Die auf Initiative der DGHT zusammen mit Partnerverbänden auf den Weg gebrachte rechtswissenschaftliche Studie zur privaten Tierhaltung ist kürzlich erschienen.
Dieses umfassende Rechtsgutachten wurde bei dem renommierten Bonner Juristen Prof. Dr. Dr. Tade Spranger in Auftrag gegeben und unter dem Titel "Heimtierhaltung und Verfassungsrecht" als Band 11 in der Reihe "Recht: Forschung und Wissenschaft" im Münsteraner LIT-Verlag veröffentlicht.
Hier werden nicht nur die drohenden, in manchen Bundesländern auch teilweise schon in Kraft getretenen Haltungsverbote und Haltungseinschränkungen bei Reptilien und Amphibien beleuchtet, sondern es wird auch die allgemeine verfassungsrechtliche Situation bei der Haltung von Heimtieren mit besonderem Fokus auf "Exoten" ( Reptilien, Amphibien etc.) dargelegt.

Bei den eigenen Zuchtbemühungen mit China-Alligatoren konnte Meurer mit vorsichtigem Optimusmus einen ersten Paarungsversuch vermerken, nachdem sich die Tiere im Vorjahr überwiegend aggressiv begegnet waren.
Entscheidend war dabei wohl der Standortwechsel der Gehege von einer vermutlich zu kühlen und schlecht isolieren Gewächshausumgebung in gezielt temperierbare Verhältnisse.
Dort wurden die Tiere direkt nach der Winterruhe bei noch niedrigen Temperaturbedingungen zusammengesetzt und diese dann schrittweise erhöht, wobei die vorherigen Unverträglichkeiten bislang ausblieben.

Es schloss sich eine Führung durch das Terrarium des Wuppertaler Zoos an, das seit 1974 besteht und, ebenfalls wie das angegliederte Aquarium, noch mit veralterter Technik aufwarten muss.
Es steht in naher Zukunft der Umbau und eine grundsätzliche Modernisierung an, wobei die Energieeffizienz einen wesentlichen Schwerpunkt bilden wird.
Dennoch sind in der bestehenden Anlage die Terrarien in eine üppige Pflanzenkulisse integriert, so dass eine angenehme Urwaldatmosphäre entsteht.
Dominik Toeller vom Zoo Wuppertal wußte viel Historisches, Aktuelles und Geplantes zu den einzelnen Stationen zu berichten.
Besonders interessant waren beim Blick hinter die Kulissen der Ausstellung der Kräutergarten, der eigens zur optimierten Futterversorgung der Pflanzenfresser betrieben wird, sowie die zooeigenen Gewächshäuser zur Kultivierung von Terrarienpflanzen.
In einem ansprechenden Biotopgehege ist zur Zeit ein weibliches Stumpfkrokodil ( Osteolaemus tetraspis ) untergebracht, das 2004 aus dem Leipziger Zoo bezogen worden war.
Eine Beregnungsanlage sorgt täglich für die Stabilisierung der Luftfeuchtigkeit und lässt die Pflanzenkulisse noch authentischer erscheinen.

Beregnungsanlage Krokodilgehege


Nach einer kurzen Pause startete das Nachmittagsprogramm mit einem Vortrag von Simone Karlowski über Haltung und Zucht von Keilkopf-Glattstirnkaimanen (Paleosuchus trigonatus) im Dortmunder Zoo.
Die Tiere sind im dortigen Amazonas-Tropenhaus untergebracht, das 1992 eröffnet wurde.
Das Gebäude ist in eine untere Etage mit der Aquaristik, eine mittlere für den Uferbereich und eine obere für die Baumkronen untergliedert.
Es bietet mit Temperaturen von 23 bis 25 Grad Celsius sowie einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 bis 85 Prozent ein artgerechtes Klima für seine Bewohner.
Das Kaiman-Pärchen ist in einer gerämigen Schauanlage untergebacht und erhält ausschließlich Ganzköperfütterungen von Kleinsäugern, Meerschweinchen und Zwergkaninchen.
Wöchentlich wird ein kompletter Wasserwechsel durchgeführt und der Algenbelag im Wasserbecken mechanisch entfernt.
2010 wurde von den Tieren erstmals Nistmaterial zusammengetragen und auf dem Landteil ein Bruthügel errichtet.
2013 schlüpfte aus einem Gelege mit 13 Eiern als erste Nachzucht ein lebendes Jungtier.
2014 kamen zwei kleine Kaimane zur Welt, 2015 waren es vier und 2016 nochmals drei.
Haltung und Aufzucht der Jungtiere erfolgte in der Schauanlage.
In den ersten Wochen von den Eltern betreut und bewacht, verhielten sie sich scheu und nutzten überwiegend Versteckplätze wie Wurzeln als Deckung.
Zur Erleichterung des täglichen Umgangs mit ihnen, zur Erhöhung der Arbeitssicherheit und um Abwechslung in ihren Alltag zu bringen, werden die erwachsenen Kaimane regelmäßig trainiert.
Sie werden dazu veranlasst, einen am Ende farbig auffällig markierten Stab (Target) zu berühren und diesem zu folgen.
So lassen sie sich in beliebige Bereiche der Anlage manövrieren und erhalten Futter als Belohnung (max. 4 Futtereinheiten pro Tag)
Dieser Beitrag ist als   .pdf-Datei   verfügbar.

Anschließend berichtete Hilmar Hufer von seinem Aufenthalt in der Dominikanischen Republik im Jahre 2018.
Reiseziel war u.a. der Nationalpark Lago Enriquillo, gelegen in einem großen Salzsee im Westen des Landes.
An seinen Ufern und auf der Insel Cabritos sollen Spitzkrokodile (Crocodylus acutus) zu finden sein.
Leider wurde nur eine kurze Besichtigung der Uferregion geduldet, ein Inselbesuch sei wegen defekter Boote nicht möglich gewesen.
Glücklicherweise waren dann doch einige Tiere zu sehen, die sich auch in keinster Weise scheu verhielten.

Meurer berichtete von der Behandlung eines juvenilen Kuba-Krokodils (Crocodylus rhombifer), das vermutlich bei einer Beißerei mit Artgenossen eine Trübung und geschwulstartige Deformation des rechten Auges davongetragen hatte.
Dr. med. vet. Stefan Kindler, ein auf Augenheilkunde spezialisierter Tierarzt in Wiesbaden, diagnostizierte ein endotheliales Hornhautödem bzw. eine bullöse Keratopathie.
Eine vierwöchige Behandlung mit hyaluronsäurehaltigen Augentropfen ( ODM 5, dreimal täglich ) zeigte eine deutliche Besserung der Symptome, die mittlerweile fast gänzlich verschwunden sind.

Am Ende des ersten Veranstaltungstages stand ein Bildvortrag vom Präsidenten der DGHT, Dr. Markus Monzel, über seine Reise im vergangenen Jahr nach Kolumbien, das zu den artenreichsten Ländern des Südamerikanischen Kontinents zählt.
Unterschiedliche Höhenstufungen sorgen für verschiedene Ausprägungen des Klimas von tropisch heiß bis zu hochalpin, so dass alle Klimazonen vertreten sind :
- im Flachland bis zu 1.000 Metern tropisch-heiß und feucht
- gemäßigtes Klima von 1.000 bis 2.000 Metern zwischen 17 und 24 Grad
- kalttropisch mit etwa 12 bis 17 Grad zwischen 2.000 und 3.000 Metern
- hochalpines Klima in den Bergregionen über 3.000 Metern (max. 12 Grad)
Ebenso facettenreich wie die Topographie des Landes ist seine Pflanzen- und Tierwelt.
Beeindruckende Aufnahmen ermöglichten den Tagungsteilnehmern Einblicke in die faszinierende Herpetofauna des Landes.
Auszüge des Beitrags stehen als   .pdf-Datei   zur Verfügung.

Der Sonntagmorgen begann mit einem Beitrag von Anna Rauhaus, die Haltung, Zucht und Training von Philippinen-Krokodilen (Crocodylus mindorensis) im Kölner Zoo schilderte.
Die Institution setzt sich seit vielen Jahren für die Haltung und Zucht von Krokodilen ein.
Beginnend 1971 mit der Haltung von Nilkrokodilen (Crocodylus niloticus), aus der 57 Nachkommen hervorgingen, kamen 1974 Brauen-Glattstirnkaimane (Paleosuchus palpebrosus) mit ca. 350 im Zoo geborenen Jungtieren hinzu, wobei 2004 die erste Naturbrut realisiert werden konnte.
Gemäß einer Empfehlung der IUCN Crocodile Specialist Group (CSG), die seltensten und weltweit am stärksten vom Aussterben bedrohten Arten durch geeignete Ex-situ-Maßnahmen (Betreuung in Menschenhand) zu schützen, erweiterte man das Haltungsspektrum 2006 um das akut gefährdete (criticaly endangered) Philippinen-Krokodil.
Im Rahmen eines europäischen Erhaltungszuchtprogrammes (EEP) wurde ein Pärchen dieser Spezies, Nachzuchten aus dem   Palawan Wildlife Rescue and Conservation Center (PWRCC) ,  auf Grundlage einer Kooperationsvereinbarung als Dauerleihgabe der Philippinischen Regierung dem Kölner Zoo zur Verfügung gestellt, der sich im Gegenzug verpflichtete, die   Mabuwaya Foundation   zu unterstützen.
Nach Fertigstellung des Hippodroms, einem großzügig angelegten Tropenhaus für Flußpferde und Nilkrokodile, wurden die beiden Philippinen-Krokodile in der nunmehr freigewordenen Krokodilanlage untergebracht.
Aufgrund ihres aggressiven Verhaltens untereinander wurden die Tiere weitgehend voneinander separiert und nur zur Paarung zusammengesetzt.
2013 gelang dann der erste europäische Nachzuchterfolg mit zwei Jungtieren, der einen wesentlichen Beirag zum ebenfalls vom Kölner Zoo aus koordinierten Erhaltungszuchtbuch (ESB) für Philippinen-Krokodile darstellt.
Dabei und beim Bau der Schauanlage sowie beim Verhaltstraining der Tiere hatte als IUCN CSG Vertreter von Anfang an der 2015 verstorbene Krokodilexperte Ralf Sommerlad beratend zur Seite gestanden.
Vor der Paaarung war durch ein aufwendiges genetisches Screening sichergestellt worden, dass es sich bei den Eltern um reinerbige Tiere handelt.
2015 gelang die erste Naturbrut, indem die Eier bei der Mutter belassen wurden und später drei Jungtiere schlüpften.
Zudem engagiert sich der Köner Zoo bei Forschungs- und Schutzprojekten für weitere asiatische Krokodilarten, wie etwa das stark bedrohte Siamkrokodil, direkt in deren Lebensraum.
Die Referentin beschrieb eingehend das Target-Training mit den Philippinen-Krokodilen, bei dem die Tiere so konditioniert werden, dass sie dem Targetstab folgen und sich sogar in Transportkisten locken lassen.
Zeigt das Krokodil das gewüschte Verhalten, erhält es eine Belohnung.
Das Programm wird immer weiter ausgebaut, da es die Tiere gut annehmen und immer wieder ihre Intelligenz und Merkfähigkeit unter Beweis stellen.
Die anfänglich auf wenige Minuten beschränkten Trainingseinheiten erstrecken sich mittlerweile auf ca. eine halbe Stunde.

Abschließend berichtete Oswald Burkhard über Bau und Betrieb seiner neu erstellten Krokodilanlage.
Das Gewächshaus beherbergt zwei in den Boden eingelassene Becken : ein größeres für einen weiblichen Mississippi-Alligator (Alligator mississippiensis) und ein kleineres, in dem Keilkopf-Glattstirnkaimane (Paleosuchus trigonatus) untergebracht sind.
Außerhalb ist ein separates Filterbecken mit Pumpe und Überlauf angegliedert, die Temperierung des aufbereiteten Wassers erfolgt durch Wärmeaustauscher.
Die mit Glasfaserkunststoff abgedichteten Becken erhielten einen Überbau aus mit Belüftungsplatten versehenen Doppelstegplatten.


Tagungsteilnehmer


Wir danken allen an der Planung und Durchführung beteiligten Personen ganz herzlich, insbesondere dem Team des Wuppertaler Zoos für seine Gastfreundschaft, die Bereitstellung der Räumlichkeiten und die geduldige Beantwortung aller unserer Fragen.
Ein großes Dankeschön gilt den Referenten und allen Tagungsteilnehmern, die entscheidend zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben.







Mindestanforderungen an die artgerechte Haltung
von Krokodilen




Flyer der AG Krokodile

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