Pünktlich um 10:00 Uhr begann die Jahrestagung 2012 der AG Krokodile im Hörsaal des Zoologischen Forschungs- museums Alexander König mit der Begrüßung der Teilnehmer durch den kommissarischen Leiter Alexander Meurer . Er umriss die momentane Situation der Gemeinschaft, die nach dem Rücktritt des amtierenden Vorstandes seit Anfang des Jahres ohne Führung ist und betonte die Notwendigkeit auf dieser Veranstaltung eine neue, handlungsfähige Lei- Es wurde festgestellt, dass unsere Interessensgemeinschaft, überwiegend bestehend aus praktizierenden Krokodilhal- tern der DGHT, in den 15 Jahren ihres Bestehens auf eine ganze Reihe von Aktionen und Aktivitäten zurückblicken kann - chronologisch dokumentiert auf der Homepage - und allein schon vor diesem Hintergrund erhaltenswert sei. Erwähnt seien hier beispielsweise die finanzielle Unterstützung von Forschungs- und Artenschutzprojekten, die stets in- formativen Jahrestagungen sowie der für jeden Halter wertvolle Erfahrungsaustausch und direkte Kontakt mit Gleich- gesinnten. Letzterer ist nicht zuletzt bei der Lösung von technischen Problemen und bei der Unterbringung ansonsten kaum zu ver- mittelnder Tiere sehr hilfreich. Der Veranstaltungsteil der Tagung begann mit einer Erkursion zum Reptilienzoo an der Nibelungenhalle in Königs- winter. Die Inhaberin, Marlies Blumenthal ( Mitglied der AG ) , liess es sich auch dieses Mal nicht nehmen, persönlich durch die Anlage zu führen und lieferte wieder eine Vielzahl interessanter Informationen aus der Praxis der Krokodilhaltung. Sie betreut in ihrer Ausstellung u.a. die beiden kapitalen Mississippi-Alligatoren ( Alligator mississippiensis ) "Heinrich" und "Alice", die dort vor 13 Jahren - damals erstmalig in Deutschland - erfolgreich nachgezüchtet werden konnten - zum Bericht . Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit, die private Wintergartenhaltung von Paul Schwarz kennenzulernen, der in einer klimatisierten, technisch sehr durchdachten und biotopgetreu eingerichteten Anlage ein Pärchen China-Alligatoren ( Alligator sinensis ) pflegt. Aufgrund der dieser Krokodilart eigenen Unverträglichkeit untereinander ist leider oft eine räumliche Separierung der beiden Tiere erforderlich, da es erfahrungsgemäss immer wieder zu spontanen Aggressionen mit nicht selten ernsthaf- tem Ausgang kommen kann. Die Tiere werden neben ca. 30 weiteren Exemplaren im Zuchtbuch der AG Krokodile geführt und es wird eine der we- sentlichen Aktivitäten in den kommenden Jahren sein, den Fortbestand dieser stark vom Aussterben bedrohten Kroko- dilart wenigstens in der Gefangenschaft zu sichern. Neben dieser ansprechend gestalteten In-Door-Haltung befindet sich im Garten des Einfamlienhauses eine reichlich be- pflanzte Teichlandschaft, in der Fische und zahlreiche Wasserschildkröten leben und die den naturverbundenen Betrach- ter unweigerlich in ihren Bann zieht. Nach einer kurzen Mittagspause schloss sich der erste Vortrag an. Stella Jørgensen vom Krokodille Zoo berichtete über die Nachzucht von Sunda-Gavialen ( Tomistoma schlegelii ) : Zwei Tiere des Krokodille-Zoos waren an den Bio Park Fuengiola in Malaga zur Verpaarung ausgeliehen worden und 2010 gelang die erfolgreiche Nachzucht, bei der zwei Jungtiere schlüpften. Sie befinden sich wieder im Krokodille-Zoo. Ralf Hörold stellte im nachfolgenden Bildervortrag die Herpetonfauna des Senegals und Gambias vor. Panzerkrokodile ( Crocodylus -Mecistops- cataphractus ) und Stumpfkrokodile ( Osteolaemus tetraspis ) sind in diesen Gebieten nahezu ausgestorben. Durch Gründung des Croco's Ark Trust wird versucht ( finanziell unterstützt durch eine Brauerei ) diese Tiere in Gefan- genschaft zu vermehren und dort wieder anzusiedeln. In freier Wildbahn sind diese beiden Krokodilarten noch in Gabun anzutreffen, wie darauffolgend Annemik van Oers in ihrem Reisebericht darlegte und von der Arbeit des amerikanischen Wissenschaftlers Matthew Sirley berichtete. Im Anschluss stellte dann Bernd Wolff die indische Madras Crocodile Bank vor. In diesem großzügig angelegten privaten Forschungszentrum von Romulus Whitaker werden neben Sumpfkrokodilen ( Crocodylus palustris ) auch Ganges-Gaviale ( Gavialis gangeticus ) erfolgreich nachgezüchtet. Bei der letzteren Art besteht das Problem, die Schlüpflinge zur Nahrungsaufnahme zu bringen. Rund die Häfte der Jungtiere stirbt in den ersten drei Monaten, da sie nur lebende Beute fressen, aber noch zu unge- schickt zum Fangen der Tiere sind. Am Chambal River sind Gaviale noch in freier Wildbahn zu sehen. Den Abschluss des Vortragsteils am Samstag bildete eine Multivisions-Schau von Klaus Liebel mit Impressionen von der Landschaft und Tierwelt Kenias. Am Sonntagmorgen führte uns Dennis Rödder hinter die Kulissen des Museums Alexander König, das mit seinem hun- dertjährigen Bestehen eines der jüngsten Naturkundemuseen Deutschlands ist. Hier wird primär Grundlagenforschung im Bereich "Terreristische Wirbeltiere" betrieben und die Lagerräume beher- bergen eine Vielzahl tierischer Präparate in systematischer Anordnung. Das Museum spielte aber auch eine politische Rolle : Nach dem zweiten Weltkrieg fand hier die Eröffnungssitzung des Parlamentarischen Rates statt, der das Grundgesetz erarbeiten sollte. Seine Räume beherbergten kurzzeitig das Bundeskanzleramt und dienten Konrad Adenauer nach seiner Wahl vorüber- gehend als Dienstsitz. Im ersten Vortrag des zweiten Veranstaltungstages stellte Nadja Grap die im Rahmen ihrer Diplomarbeit geführten Un- tersuchungen über die Sensivität junger Nilkrokodile ( Crocodylus niloticus ) und Brillenkaimane ( Caiman crocodylus ) auf Oberflächenwellen des Wassers vor, die von Beutetieren erzeugt werden. Dabei spielen offenbar die Entfernung von der Reizquelle und die Häufigkeit der Reize eine entscheidende Rolle für die Reaktionszeit und das Jagdverhalten der Krokodile. Nach dem anschließenden Rechenschaftsbericht des Kassenwartes für das Jahr 2011, den Alexander Meurer stellver- tretend für den von seinem Amt zurücklgetretenen Karl-Heinz Voigt hielt, wurde der alte Vorstand der AG teilentlastet ( ausgenommen ist die unklare Kostenlage einer bereits in Auftrag gegebenen Fotostellwand ) . Unter Leitung von Andreas Mendt ( DGHT ) wählten die anwesenden AG-Mitglieder einen neuen Vorstand mit dem folgenden Ergebnis : Alexander Meurer 1. Leiter Pascal Ziegler 2. Leiter Marco Schulz Kassenwart ( in Abwesenheit ) So verfügt die AG Krokodile jetzt wieder über ein offizielles Leitungsteam und die Arbeit kann fortgesetzt werden. Auf dem Programm der AG stehen die Erstellung einer Präsentationswand und die Fortführung der Artenschutzausstel- lung, die Veröffentlichung der Haltungsrichtlinien sowie die Aktualisierung und inhaltliche Überarbeitung der Homepage. Die nächste Jahrestagung soll bevorzugt in Leipzig stattfinden. Anschließend stellte Alexander Meurer die Planung seiner bereits im Bau befindlichen Krokodilanlage vor. Diese soll aus drei grossen Terrarien-Bereichen bestehen und wird baulich in das Kellergeschoß eines Hauses inte- griert, wobei im Außenbereich zusätzliche Freigehege vorgesehen sind. In einem weiteren Bericht ging Alexander Meurer auf das 21. Working Meeting der IUCN SSC Crocodile Specialist Group in Manila ( Philippinen ) ein, auf dem neben ihm von der AG Krokodile auch Eddy Even und Rene Hedegaard vertreten waren. Das Tagungsprogramm endete mit einem abschließenden Videobeitrag und einer Schilderung der Krokodilhaltung im Singapur Zoo von Alexander Meurer. Wir danken dem Naturkundemuseum Alexander König für die Bereitstellung der Räumlichkeitn und die uns entgegen- gebrachte Gastfreundschaft, Marlies Blumenthal und Paul Schwarz für die Bereitschaft, uns ihre Tieranlagen besichti- gen und schöne Eindrücke sammeln zu lassen, den Referentinnen und Referenten für ihre grosse Mühe und allen Ta- gungsteilnehmern für ihr Kommen, mit dem sie zum Gelingen der interessanten Veranstaltung und vor allem zum Wei- terbestehen der AG Krokodile beigetragen haben. Das Vorstandsteam |