Nachzucht Alligator mississippiensis ( Missisippialligator ) Marlies Blumenthal Quelle : Jörg Pauly: Erstmalige Nachzucht von Alligator mississippiensis in Deutschland ELAPHE 7 ( 1999 ) Heft 4 |
Im September 1999 gelang dem Reptilienzoo am Drachenfels in
Königswinter die erste erfolgreiche Nachzucht von
Mississippialligatoren in Deutschland. Die Inhaberin Marlies Blumenthal sieht nun endlich die Versuche und Nachbesserungen der Haltungsbedingungen, die sie in den vergangenen Jahren vorgenommen hat, belohnt. Nachdem es wiederholt zur Paarung von "Alice", der Mutter, und "Heinrich vom Drachenfels" gekommen war, die Eier aber stets unbefruchtet blieben, hatten sich Marlies Blumenthal und ihr Tierpfleger Daniel Lorenz im Herbst 1998 dazu entschieden,den Wasserstand im Krokodilbecken zu erhöhen.
Immerhin ist Heinrich mit seinen gut 43 Jahren und einer Länge von über 3,50 m ein gewaltiger Brocken und es schien denkbar, daß der früher hinreichende Wasserstand für ein Reptil seines Formats und im Hinblick auf die Paarung einfach zu niedrig geworden war. Alice, das Weibchen, ist etwa 15 Jahre alt und inzwischen auch gut 2,50 m lang. Sie und Heinrich haben sich seit Mitte Dezember 1998 wiederholt im Winterquartier gepaart. Die Entlassung ins Freigehege fand, wie üblich auf Heinrichs Drängen hin, am 24. April 1999 statt. Leider konnte nicht genau festgestellt werden, wann die letzte erfolgreiche Paarung der beiden Hechtalligatoren war. Sie dürfte aber Ende Mai / Anfang Juni geschehen sein, denn Anfang Juli begann Alice mit dem Bau eines Nisthügels, und die Eiablage erfolgte kurz darauf am 6. Juli. Gleich anschließend wurden die insgesamt 16 Eier trotz des erbitterten Protestes der Mutter dem Nesthügel entnommen und entsprechend markiert.
Die Außentemperaturen in unseren Breiten, aber auch andere Überlegungen ließen ein Belassen im Freigehege nicht ratsam erscheinen. Die enteneigroßen Eier wurden bei 30 bis 40 °C inkubiert. Abhorchen und Durchleuchten der Eier ergaben in der Folge, daß tatsächlich 10 Eier befruchtet worden waren. Am 63. und 64. Tag nach der Eiablage war im Brutkasten der Schlüpftermin erreicht. Damit entspricht die Brutzeit fast genau der in der Literatur ( BROCK 1998 ) angegebenen Dauer von etwa 65 Tagen.
Eine Geschlechtsdiagnose der Babies hat bisher nicht stattgefunden und soll, um Verletzungen zu vermeiden, auch vorerst unterbleiben. Der Literatur zufolge müßte die höhere Bruttemperatur jedoch vorwiegend männliche Tiere induziert haben.
Nach diesem Erfolg hofft der Reptilienzoo, auch in den Folgejahren weiterhin erfolgreich diese Tiere vermehren zu können. Auch in Sachen Schlupfhilfe ist schon einiges an Erfahrung gewonnen worden, so daß Marlies Blumenthal hofft, die schon jetzt recht gute Quote von 50 % - überlebende Junge im Verhältnis zu befruchteten Eiern - noch erhöhen zu können. Eine Abgabe von Jungtieren wird erst später erfolgen. Die Nachfrage erfolgte aus allen Teilen Europas und wird später nach der Reihenfolge der Anfragen bearbeitet. |